Getränketransport: So sichern Sie Ihre Getränkekisten richtig (VDI 2700 Blatt 12)
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Aktualisiert am: 08.08.2024
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Ein Reibwert von μ = 0,5 reicht nur bei speziellen Materialien zur Ladungssicherung, weshalb zusätzliche Sicherungshilfsmittel wie Zurrgurte und antirutschbeschichtete Matten erforderlich sind
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Bewährte Methoden wie Stretchen, Umreifen und der Einsatz von Antirutschmatten sichern besonders effektiv Getränkeladungen in nicht speziell ausgestatteten Fahrzeugen.
Fachtexte von
Ladungssicherungs-Profis
Gerade beim Getränketransport ist eine branchenspezifische Ladungssicherung im Alltag sehr wichtig. Der richtige Transport von Getränkekisten ist in der VDI Richtlinienreihe Blatt 12 näher definiert. In einem Forschungsprojekt, welches als Grundlage für diesen Beitrag genommen wurde, wurden die herrschenden Reibgleitbeiwerte berechnet und Methoden entwickelt, um die Ladung gegen das Verrutschen zu sichern. Im Folgenden Beitrag zeigen wir die herrschenden Kräfte auf und erklären die verschiedenen Ladungssicherungsmethoden.
Reibgleitbeiwerte von Getränkegebinden
Es gibt eine Reihe von verschiedenen Getränkegebinden, die zum Transport von Flaschen verwendet werden. Bei der Untersuchung wurden eine Reihe verschiedenartiger, am Markt üblicher Gebinde berücksichtigt:
- Euro-Holzpaletten (1200 x 800mm)
- Viertel-Kunststoffpaletten (600 x 400 mm)
- antirutschbeschichtete Kunststoffpaletten (1200 x 800 mm)
Getränkegebinde | Reibgleitbeiwerte |
Edelstahl-Kegs (30l und 50l) | 0,40 μ – 0,50 μ |
PU – ummantelte Kegs | 0,50 μ – 0,70 μ |
Kegs liegend auf Fasspaletten | 0,70 μ – 0,80 μ |
Mehrwegkunststoffgetränkekästen | 0,20 μ – 0,35 μ |
Folierte Ware | 0,20 μ – 0,50 μ |
Kartonverpackungen | 0,25 μ – 0,50 μ |
Aufgrund der Anforderungen der VDI-Richtlinie 2700 mit einer Seitenbeschleunigung von 0,5 g, wäre rein rechnerisch ein Reibwert von μ = 0,5 ausreichend, um die Ladung vor dem Verrutschen in seitlicher Richtung zu sichern. Wie in der Tabelle zu erkennen, wird dieser Wert, wenn man allein reibschlüssig sichern möchte, nur vom PU-umschäumten Keg sowie liegend transportierten Fässern erreicht. Einweggetränkegebinde sind aufgrund der unterschiedlichen Verpackungsarten nur schwer zu bewerten. Die Mehrheit ist jedoch nicht ausreichend durch einen entsprechend hohen Reibwert gegen Verrutschen unter Beschleunigungseinfluss gesichert. Besonders interessant war das Ergebnis der Getränkekastenuntersuchungen, welche hier bei den Tests nur einen Reibgleitbeiwert von μ = 0,2 bis 0,35 aufwiesen. Für diese Verpackungen sind also zusätzliche Ladungssicherungsmethoden nötig
Sicherung der Getränkeladung durch den Einsatz von Ladungssicherungshilfsmitteln
Bei Fahrzeugen, die keinen speziellen Ausbau für den Getränketransport haben, bieten Sicherungshilfsmittel wie Zurrgurte, Zurrplanen oder Zurrnetze eine Alternative. Diese können durch eine zusätzliche kraftschlüssige Sicherung der Ladeeinheit die Sicherung gewährleisten. Eine ausreichend stabile Stirnwand und rückwärtige Laderaumbegrenzung sowie Palettenanschlagleisten am Boden sind dennoch Voraussetzung. Im Getränketransport kommen oft so genannte "Curtainsider" zum Einsatz, welche eine seitliche Schiebeplane zur schnellen Be- und Entladung ermöglichen. Sollten diese Planen nicht die geforderten 0,4 g * Nutzlast bei normalen Querbeschleunigungen (z.B. Kurvenfahrt) zur Seite aushalten, müssen die Getränkeladeeinheiten zusätzlich gesichert werden.
Sicherung der Getränkeladung durch verbesserte Ladeeinheitensicherung
Im Rahmen von Vortests der VLB konnte festgestellt werden, dass Ladeeinheiten mit ineinander gestapelten Fässern mit Polyurethan-Ummantelung (z.B. 3 Lagen mit 30l-Kegs) sich deutlich instabiler verhalten als Ladeeinheiten mit Holzpaletten zwischen jeder Lage Fässer. Fassware, die liegend auf speziellen Fassbierpaletten transportiert wird, zeigt ein sehr gutes Verhalten gegenüber Querbeschleunigungseinflüssen und kann damit als unkritisch eingestuft werden. Für den Transport von Kisten und Fassware, die nicht in entsprechenden Fassbierpaletten transportiert werden, müssen zusätzliche Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden. Im Folgenden erklären wir 3 Sicherungsmethoden die sich während der Tests bewährt haben:
- Stretchen: Beim Strech-Vorgang wird in eine Kunststofffolie kontinuierlich Spannung durch mechanisches Recken bzw. Dehnen eingebracht, bevor die Folie um bzw. über eine Ladeeinheit gebracht wird. Die wirksamen Rückstellkräfte bzw. -spannungen bewirken den Zusammenhalt der Ladeeinheit und verhindern ein "Nach-außen-Wandern" einzelner Packstücke. Für die Sicherung stehen neben Handabwicklern Stretchmaschinen mit unterschiedlichen Automatisierungsgraden, Arbeitsverfahren und Recktechniken zur Verfügung. Die Laboruntersuchungen mit Getränkeladeeinheiten zeigten teilweise Erfolge mit dieser Sicherungsart. Das hier verwendete Sicherungsverfahren ist auch deshalb interessant, weil die Folie u.U. auch per Hand durch den Fahrer während einer Tour nachgesichert werden kann.
- Umreifen: Umreifen ist eine Maßnahme zur Sicherung von Ladeeinheiten mittels Stahl- oder Kunststoffbändern. Kunststoffbänder kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn eine hohe Elastizität des Bandes - insbesondere bei bruchempfindlichen oder formfesten Produkten - erforderlich ist. Das Umreifen mit Kunststoffbändern erscheint zur Sicherung von Getränkekisten mit deren rechteckigen Rahmen geeignet, schließt sich jedoch für Fässer aufgrund der glatten gerundeten Oberfläche aus. Problematisch erweist sich diesbezüglich, dass sich die Bänder nicht fest fixieren lassen und ohne weitere Hilfsmittel (z. B. stabile Kantenschutzwinkel, Aufsteckrahmen) von den zylindrischen Fässern abrutschen. Auch diese Sicherungsart kann durch den Fahrer mit einem speziellen Gerät per Hand nachträglich an der Ladeeinheit durchgeführt werden.
- Reibwert erhöhende Materialien: Als weitere Sicherungsart wurde die Möglichkeit einer antirutschbeschichteten Matte untersucht. Diese Matten erwiesen sich als äußerst effektiv und werden daher uneingeschränkt als zusätzliche Sicherungsmaßnahme bei dem Transport von Fässern und Kisten empfohlen.